„Kreativität, Mut und Verantwortungsbewusstsein“: Daniel Koller ist Brave Heart 2025
Hamburg, 16.09.2025 – Daniel Koller, Initiator von „Flutwein“, Gründer von C_SR und Director Creative House innerhalb der Seven.One AdFactory ist Brave Heart 2025.
Der Preis wird seit 2019 im Rahmen von THE BEST AGENCY vergeben. Brave Heart kann nur werden, wer aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen in der Branche mit Haltung, Mut, Charakter und Inspiration sowohl innerhalb der Agentur als auch in der gesamten Branche leuchtet und von einem Mitglied der Jury für die Auszeichnung vorgeschlagen wurde.
Koller wurde von Christian Hahn, Vice President Marketing Communications Strategy & Media der Deutschen Telekom, empfohlen. Im Interview sprechen die beiden über funktionierende Haltungskampagnen und die Glaubwürdigkeit von Marken, Kollers persönliche Meilensteine und die Kraft von Marketing in unruhigen Zeiten.
„Mit den Brave Hearts ehren wir seit 2019 Persönlichkeiten, die mit ihrer Arbeit weit über das Alltägliche hinausgehen. Menschen, die mit Haltung, Mut, Charakter und Inspiration sowohl innerhalb der Agentur als auch in der gesamten Branche leuchten“, sagt Oliver Klein, Inhaber von cherrypicker und Ausrichter von THE BEST AGENCY.
Am 25.09.2025 wird die Auszeichnung an Koller im Rahmen der Preisverleihung von THE BEST AGENCY in Hamburg vergeben.

Daniel Koller
Christian, welche von Daniels Arbeiten ist Deiner Meinung nach diejenige mit der größten Kraft?
Ganz ehrlich – jede seiner Arbeiten hat auf ihre Weise Kraft, weil Daniel nie etwas aus reiner Eitelkeit macht. Aber wenn ich eines herausgreifen müsste, wäre es „Flutwein“. Das war weit mehr als eine Kampagne – es war ein lebensrettender Hoffnungsschimmer in einer katastrophalen Situation. Daniel hat es geschafft, aus vom Schlamm bedeckten Weinflaschen ein weltweit beachtetes Symbol für Solidarität zu machen. In diesem Moment hat er gezeigt, dass Kreativität echte gesellschaftliche Wirkung entfalten kann. Mich hat beeindruckt, wie er nicht nur eine starke Idee hatte, sondern auch die Ausdauer, sie bis ins Ziel zu bringen – gegen alle Widerstände, mit unermüdlichem Einsatz und hoher Verlässlichkeit.
Daniel ist mit seinen 35 Jahren bereits ADC-Mitglied, Führungskraft bei der Seven.One AdFactory und ein Vordenker, der Veränderungen im Unternehmen wie auch branchenübergreifend vorantreibt. Dabei stellt er nicht sich, sondern immer die Sache in den Mittelpunkt. Diese Kombination aus Kreativität, Mut und Verantwortungsbewusstsein macht ihn für mich zu einem idealen Brave Heart.
Daniel, wenn du dich entscheiden müsstest, welche deiner Arbeiten es wäre, über die in 20 Jahren noch gesprochen wird, welche wäre das?
Ich hoffe sehr, dass es „DNA of Democracy“ sein wird. Das Projekt reicht weit über den Moment hinaus und steht für das, wofür ich am meisten dankbar bin: in einer freien demokratischen Gesellschaft leben zu dürfen. Wir haben bei dem Projekt unser Grundgesetz in DNA gespeichert und in Tinte konserviert – ein Symbol dafür, dass unsere Werte nicht verhandelbar sind. In einer Zeit, in der demokratische Grundprinzipien unter Druck stehen, war das für mich ein sehr bewusstes Statement. Und mit 146 beeindruckenden Persönlichkeiten, die sich an diesem Projekt beteiligen, könnte es in 20 Jahren als Zeitkapsel dienen, die die Haltung unserer Gesellschaft bewahrt.
Gibt es einen Moment, der deine Überzeugung gefestigt hat, dass Marken Haltung zeigen müssen?
Daniel: Der Bürgertalk im Ahrtal mit der damaligen Ministerpräsidentin Malu Dreyer als Ergebnis unserer Kampagne nach der Flut war für mich ein Schlüsselmoment. Es ging darum zuzuhören, Verständnis zu schaffen und direkte Hilfe zu ermöglichen. Dieser Tag hat mir bestätigt, dass Haltung nicht in der Werbung entsteht, sondern in konkretem Handeln – gerade, wenn es schwierig wird.
Was hat sich seit „Flutwein“ für dich als Kreativer verändert?
Daniel: In einem Wort: Persistancy! Flutwein hatte 16 Monate lang die Intensität eines kleinen flash-skalierten Startups. 200.000 verkaufte Flaschen, zentralisiertes Fullfillment im Krisengebiet – Shitstorm-Prävention, Lobbyarbeit… Auf jede gelöste Herausforderung kam mindestens eine neue. Und es hat mir, aber auch dem ganzen Team – allen voran Tom Schwarz und Friedrich-Paul Spielhagen -, den Anspruch verliehen, den wir heute an uns selbst richten. Dass ich es dadurch in der eigenen Branche zu einem Grundmaß an Bekanntheit bringe und einen Door-Opener für neue Projekte habe, ist natürlich auch eine große Hilfe.
Denkt ihr, dass Marketing die Dinge positiv verändern kann?
Christian: Ja – wenn es mit Haltung passiert und nicht als Feigenblatt. Gute Kommunikation kann Diskussionen lostreten, Bewusstsein schaffen, sogar gesellschaftliche Veränderungen anstoßen.
Daniel: Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Natürlich prägen wir auch unsere Kultur – so wie wir Produkte verkaufen. Ob positiv oder negativ. Marken schaffen Veränderung, indem sie stattfinden und Menschen erreichen. Das fängt beim Spot im Fernsehen an, geht über die Produkte im Regal und am Küchentisch – bis hin zur Kleidung an unserem Körper.
Haben Unternehmen und Marken die Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen?
Christian: Ja, unbedingt. Unternehmen und Marken sind Teil eines größeren Netzwerks: der Gesellschaft. Wenn sie ihre Verantwortung ignorieren, berauben sie sich ihrer Zukunftsfähigkeit. Wer Verantwortung übernimmt, bleibt relevant und kann wirklich etwas bewegen – Verantwortung ist nicht optional, sondern Kernaufgabe. Es ist eine Chance zur echten Verbindung.
Wie gelingt glaubwürdige Haltung in der Kommunikation, die diese Verbindung herstellt?
Christian: Haltung muss der rote Faden und darf niemals ein Marketingtrick sein. Glaubwürdigkeit entsteht nur durch konsequentes Handeln, durch Transparenz und den Mut, auch unbequeme Themen anzusprechen. Es geht darum, eine Haltung zu leben und nicht nur zu kommunizieren.
Wie kann das funktionieren?
Christian: Indem man zuerst handelt und dann transparent darüber spricht. Authentizität entsteht aus Fakten und echtem Engagement, nicht aus wohlklingenden Phrasen. Die Menschen spüren, ob etwas aus Überzeugung passiert oder aus Image-Kalkül.
Daniel: Und das spürt man bei der Deutschen Telekom, wenn man euren Campus betritt. Ich sage das gerne radikal ehrlich: Konstruierte Haltung ist Bullshit. Wenn die Kommunikation von gesellschaftlicher Verantwortung eurer Marke als Herausforderung wahrgenommen wird, hat sie keine. Ehrliche Haltung kommuniziert von selbst.
Viele Marken werden gerade leiser, wenn es darum geht, Haltung zu zeigen und die Stimme zu erheben.
Daniel: Echte Haltung muss wahrhaftig und stets in der DNA des Unternehmens spürbar sein. Wenn sie mit steigendem Gegenwind leiser wird, sollte man sich die Frage stellen, ob sie jemals da war
Wie begegnet man dem als Kreativer?
Daniel: Wie man dem als Kreativer begegnen sollte? Nicht anders als sonst im Business, denn ob sich der Markt, die wirtschaftlichen Einflüsse, oder eben die Salonfähigkeit von Haltung unserer Klienten verändern, macht da keinen Unterschied. Gute Kreativarbeit setzt heute ein tieferes kreatives Denken und viel Beratungskompetenz voraus: Nennen wir es einfach Business-Creativity und die Fähigkeit zuzuhören und zu beobachten, um kreative Lösungen ganzheitlich und vor allem wirtschaftlich tragend zu entwickeln und zu begleiten. Und natürlich gilt das auch im Kontext von Haltung.
Über Daniel Koller
Daniel Koller ist Director Creative House der Seven. One Entertainment Group und Gründer von C_SR. Nationale Bekanntheit errang er, als er nach dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal im Sommer 2021 unter dem Namen „Flutwein“ die Weine der Region verkaufte, die durch Schlamm und Wasser schmutzig geworden und deren Etiketten nicht mehr lesbar waren. Die Gewinne wurden als Spenden für den Wiederaufbau der Region verwendet. Die Kampagne war sehr erfolgreich und sammelte über 4,4 Millionen Euro an Spenden.
Über Christian Hahn
Seit 25 Jahren bei der Deutschen Telekom, verantwortet Christian Hahn seit 2010 als Vice President die Bereiche Marketing Communications Strategy & Media. Unter seiner Führung entstand die Haltungskampagne „Gegen Hass im Netz“ der Telekom, die seit Jahren erfolgreich läuft und regelmäßig mit neuen Themen auf sich aufmerksam macht. Seit 6 Jahren ist er Mitglied der Jury von The Best Agency.
Über Brave Heart
Im Rahmen der Auszeichnung THE BEST AGENCY vergibt die Jury seit 2019 den Preis „Brave Heart“. Die Idee: CMOs schlagen Branchenpersönlichkeiten vor, die Außergewöhnliches geleistet und die Branche so ein Stück weiter vorangebracht haben. Menschen, die mit Haltung, Mut, Charakter und Inspiration sowohl innerhalb der Agentur als auch in der gesamten Branche leuchten. Unter anderen wurden bereits Dörte Spengler-Ahrens, Simon Usifo und Christoph Pietsch Brave Hearts.